Der größte Teil der Träger des Namens stammt aus und lebt auch noch heute im Großraum Böblingen in der Nähe von Stuttgart. Der Name leitet sich her von den Widumgütern. Mit Widumgut wird allgemeinen ein der Kirche gewidmetes Bauerngut bezeichnet. Außer in Kuppingen, wo das Widum in die Anfangszeit der Kirche zurückreicht, waren solche Güter auch in Oberjesingen und Affstätt eingerichtet worden, was für Kapellenorte ganz ungewöhnlich ist. Nach üblicher Zwecksetzung bildeten diese Höfe den recht beträchtlichen Grundstock des Pfarreinkommens. Als Besitzer dieser Widumhöfe betrachtete sich jedoch die Patronatsherrschaft, weshalb die Wiedmaier für die auf ihren Höfen errichteten Zehentscheuern verantwortlich waren und den großen Zehnt in Form jeder zehnten Getreidegarbe auf dem Feld einsammeln und ausdreschen mussten. Auch haftete an den Widumhöfen die eigentümliche Aufgabe das männliche Zucht- und Faselvieh zu halten. Somit geht der Name Widmayer auf „Mayer“ den Pächter eines Widums zurück.
Der Name kam auch sehr häufig in Kuppingen und
Oberjesingen vor, auch mit demselben Vornamen. Um hier Verwechslungen
vorzubeugen, erhielten die Namensträger sogenannte Beinamen. Wie „Schwarzhans“
oder „Ulrichhanßen“.
Die frühesten Aufzeichnungen der Familie Widmaier stammen
aus dem 16. Jahrhundert. Hierbei handelt es sich um Hans
Widmayer (geboren um 1544) und seine Frau Afra
(geboren um 1548). Die Angaben stammen aus dem Heiratseintrag von 1569 der Kirchenbücher von Kuppingen. Hans Widmayer
wurde auch „Schwarzhans“ genannt. Beide lebten
in Kuppingen heute Baden-Württemberg.
Kuppingen wurde erstmals im Jahre 961 in einer von Kaiser
Otto I. unterzeichneten Urkunde (hier Chuppinga genannt) erwähnt. Es gilt
jedoch als gesichert, dass der Ort bereits seit 700 nach Christus besteht.
Neben dem auf – ingen endenden Ortsnamen, der auf
eine alemannische Gründung hinweist, bezeugen Reste aus der Gründerzeit diese
Annahme. Kuppingen ist seit 1971 Teilort der Stadt Herrenberg.
Hier lebten also im 16. Jahrhundert Hans und Afra
Widmaier.
Hans und Afra hatten nachweislich 6 Kinder. Es können aber
durchaus mehr gewesen sein, da oftmals Geburteneinträge in den Kirchenbüchern
fehlen.
Für
uns wichtig ist der Sohn Ulrich (Ulricus) Widmayer.Dieser
wurde am
28.
Oktober 1584 in Kuppingen geboren und verstarb am 9. Januar 1627
ebenfalls
in Kuppingen.
Er
heiratete am 21.02.1610 in Kuppingen Margaretha Scherer (1590-1636).
Sie hatten gemeinsam 8 Kinder. Wobei auch hier die Anzahl abweichen kann.
Wichtig
ist hiervon Hans (Ulrichhanßen) auch Johannes
genannt. Geboren wurde er am 7. Dezember 1625 in Kuppingen. Er heiratete am 1.
Februar 1654 in Kuppingen Anna Bihler (geb. 1634) aus Öschelbronn. Beide lebten in Kuppingen und Oberjesingen,
wo Hans am 13. Dezember 1683 verstarb.
Sie
hatten nachweislich 6 Kinder. Von denen für uns Jacob
Widmayer wichtig ist. Er wurde am 20.August 1656 in Kuppingen
geboren. Jacob war 4 Mal verheiratet und
hatte von seinen Frauen 13 Kinder. Für uns wichtig ist nur seine 2. Ehefrau Anastasia Supper (1660 – 1691), die er am 28. Februar
1688 in Kuppingen heiratete. Mit ihr hatte er 3 Kinder. Jacob war Schultheiß in
Oberjesingen und verstarb am 1. September 1719.
Von
seinen vielen Kindern ist für uns wichtig Hans Ulrich
Widmayer aus seiner Ehe mit Anastasia Supper.
Hans
Ulrich wurde am 24.Dezember 1691 in Oberjesingen geboren. Seine Mutter verstarb
nach seiner Geburt. Er heiratete am 16. November 1716 in Kuppingen Dorothea Haan. Über Dorothea ist nur aus der
Heiratsurkunde der Name ihres Vaters und dessen Geburtsort bekannt.
Dorothea
und Hans Ulrich hatten nachweislich nur einen Sohn (was aber nicht unbedingt
stimmen muss). Hans Ulrich war Bürger und Bauer in Kuppingen, wo er auch am
24.08.1733 verstarb. Hier muss angemerkt
werden, dass die Widmayers ständig zwischen Kuppingen und Oberjesingen hin und
hergezogen sind, was für diese Zeit nicht unüblich war. Wenn man ein Erbe im
Nachbarort antreten konnte, zog man halt um. So kam es, dass die Kinder
derselben Familie sowohl in Oberjesingen als auch in Kuppingen geboren wurden.
Der
Sohn Hans (Johann) Ulrich Widmayer (Widmajer)
wurde am 5. November 1722 in Kuppingen geboren. In den Dokumenten findet sich hier
eine unterschiedliche Schreibweise, was in Zukunft noch öfter vorkommen soll.
Hans Ulrich war 4 Mal verheiratet und hatte
mit seinen Frauen insgesamt 13 Kinder. Für uns ist nur seine 1. Ehefrau
Margaretha Beck (1723-1759) aus Kuppingen wichtig. Er heiratete sie am 11. Mai
1744 in Kuppingen und hatte mit ihr 6 Kinder. Hans Ulrich starb am 15.10.1787
in Kuppingen.
Für uns von Bedeutung ist der Sohn Johann Georg Widmayer. Er wurde am 16. Juli 1752 in
Oberjesingen, heute Herrenberg, Ortsteil Oberjesingen geboren (Folie 2).
Er
war 2 Mal verheiratet und hatte 13 Kinder.
Bei den Kindern von Johann Georg
Widmayer trennen sich der Zweig Daniel Widmayer (Wiedemeyer)
und Georg Jacob Widmayer (Wiedemeyer).
Johann Georg Widmayer
heiratete am 20.Juli 1779 in Oberjesingen Anna Maria Aichele (1757-1786) mit
ihr hatte er 3 Kinder unter anderem Daniel Widmayer.
Am 18. Juli 1786 heiratete er ebenfalls in Oberjesingen Margaretha Koch (geb. 1759 in Kuppingen) eine Cousine
von Anna Maria Aichele.
Durch die zwei Ehen von Johann Georg
Widmayer mit Anna Maria Aichele und später mit Margaretha
Koch wurden die Söhne Daniel und Georg Jakob Stiefbrüder geboren.
Mit Margaretha Koch hatte er 10 Kinder und unter anderem Georg Jacob.
Im Jahre 1804 wanderte Johann
Georg mit Frau und 6 Kindern ins heutige Polen aus . Er folgte damit
vielen seiner Landsleute, die bedingt durch die Realteilung sich im Lande nicht
mehr ernähren konnten.
Johann Georg starb vor 1819 (das Datum ergibt sich aus
der Heiratsurkunde eines seiner Kinder, in der er als verstorben geführt wird.)
vermutlich also nicht bewiesen in Wlostowo in Polen.
Einer seiner Söhne, Georg Jakob,
geb. noch in Oberjesingen am 16.09.1796 war zweimal verheiratet. Bereits in
Polen heiratete er in erster Ehe am 23.11.1819 Margaretha,
geb. Wiedemeyer und für die Fortschreibung unserer Familien aber wichtiger am
17.06.1832 Eva Rosine
, geb. Wiedemeyer. Georg Jakob und Eva Rosine hatten uns bekannt mindestens sieben
Kinder. „Ein Sohn“ war Friedrich Wiedemeyer, geb. am 27.3.1839 (hier geht es zu den
Familien der Nachfahren von Siegmund und Friedrich Wiedemeyer).
Der ältere Bruder von ihm war ----- Wilhelm I Wiedemeyer, geb. am 26.08.1835. Aus dieser Linie
stammte dann Else, geb. Wiedemeyer,
verheiratete Ege.
Eine von mir gesehene „direktere“
Verbindung um 1810 zwischen den Familien Zobel und Wiedemeyer kann ich nach
erneuter Prüfung auch dokumentieren. Dorothea
Wiedemeyer – jüngste Schwester von Eva Rosine und Margaretha, geb. 1817,
heiratete 1838 Johann Herter. Deren Tochter Dorothea Christine Herter, geb.
1844, heiratete 1864 Jacob Zobel den UrUrgroßvater unserer Zobellinie. Jedoch
besteht auch die Verbindung über die urgroßmütterliche Linie Ege.
Ich kehre
zurück zu Georg Jakob Widmayer. Seine beiden
Frauen, die Schwestern Margaretha und Eva Rosine hatten, mir bekannt, noch vier weitere Geschwister - Johann
Christoph, Regina, Christina und Dorothea. Ihre Eltern waren der
Ausgangspunkt einer von mir gefertigten Familientafel "Michael
Wiedmeier und Christine Lindemann". Woher
diese Familie stammt, konnte ich bisher noch nicht in Erfahrung bringen.
Alle genannten Daten stammen aus den
Kirchenbüchern von
Württemberg und aus dem Landesarchiv Stuttgart.
Sie sind also gesicherte Informationen.
Vom Zeitpunkt der Auswanderung änderte sich der Name in Wiedemeyer. Das ist
mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass die
Pfarrer einfach geschrieben haben, was
sie hörten. Bei Auswanderungen ein nicht unüblicher Vorgang.
Das Leben rund um Kuppingen und Oberjesingen, welches Johann Georg mit seiner Familie im Jahre 1804 hinter
sich ließ, war geprägt von Armut in Folge der sogenannten Realteilung. Unter
Realteilung versteht man das Realerbteilungsrecht, das bedeutet, dass der
Besitz einer Familie besonders der Landbesitz (früher als Realitäten
bezeichnet) unter allen Erbberechtigten gleich aufgeteilt
wird. Wenn man die Anzahl der Kinder betrachtet, kann man sich vorstellen, dass
irgendwann fast nichts mehr zum Aufteilen übrig blieb. So wurden unter anderem
die Äcker zu klein, um die Familien zu ernähren. Die Bauern waren gezwungen
einem Nebenerwerb nachzugehen oder wie Johann Georg das
Land zu verlassen und das Glück in der Fremde zu suchen.
Heute finden wir Widmayer, Widmaier oder Wiedemeyer
Nachkommen immer noch im Polen. Viele sind auch nach Kanada und die USA
ausgewandert. Es finden sich auch im Raum Herrenberg sehr viele Träger dieses
Namens. Es ist mir aber noch nicht gelungen, dort echte Nachfahren von Hans und
Afra zu finden, da man keine Auskünfte über noch lebende Personen bekommen
kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen