Samstag, 19. August 2017

Die Herkunft unserer Familien Widmajer, Widmaier, Wiedemeyer aus dem Südwesten Deutschlands


Der größte Teil der Träger des Namens stammt aus und lebt auch noch heute im Großraum Böblingen in der Nähe von Stuttgart. Der Name leitet sich her von den Widumgütern. Mit Widumgut wird allgemeinen ein der Kirche gewidmetes Bauerngut bezeichnet. Außer in Kuppingen, wo das Widum in die Anfangszeit der Kirche zurückreicht, waren solche Güter auch in Oberjesingen und Affstätt eingerichtet worden, was für Kapellenorte ganz ungewöhnlich ist. Nach üblicher Zwecksetzung bildeten diese Höfe den recht beträchtlichen Grundstock des Pfarreinkommens. Als Besitzer dieser Widumhöfe betrachtete sich jedoch die Patronatsherrschaft, weshalb die Wiedmaier für die auf ihren Höfen errichteten Zehentscheuern verantwortlich waren und den großen Zehnt in Form  jeder zehnten Getreidegarbe auf dem Feld einsammeln und ausdreschen mussten. Auch haftete an den Widumhöfen die eigentümliche Aufgabe das männliche Zucht- und Faselvieh zu halten. Somit geht der Name Widmayer auf „Mayer“ den Pächter eines Widums zurück.
Der Name kam auch sehr häufig in Kuppingen und Oberjesingen vor, auch mit demselben Vornamen. Um hier Verwechslungen vorzubeugen, erhielten die Namensträger sogenannte Beinamen. Wie „Schwarzhans“ oder „Ulrichhanßen“.
Die frühesten Aufzeichnungen der Familie Widmaier stammen aus dem 16. Jahrhundert. Hierbei handelt es sich um Hans Widmayer (geboren um 1544) und seine Frau Afra (geboren um 1548). Die Angaben stammen aus dem Heiratseintrag von 1569 der  Kirchenbücher von Kuppingen. Hans Widmayer wurde auch „Schwarzhans“ genannt. Beide lebten in Kuppingen heute Baden-Württemberg.
Kuppingen wurde erstmals im Jahre 961 in einer von Kaiser Otto I. unterzeichneten Urkunde (hier Chuppinga genannt) erwähnt. Es gilt jedoch als gesichert, dass der Ort bereits seit 700 nach Christus besteht. Neben dem auf – ingen endenden Ortsnamen, der auf eine alemannische Gründung hinweist, bezeugen Reste aus der Gründerzeit diese Annahme. Kuppingen ist seit 1971 Teilort der Stadt Herrenberg. 
Hier lebten also im 16. Jahrhundert  Hans und Afra Widmaier.
Hans und Afra hatten  nachweislich 6 Kinder. Es können aber durchaus mehr gewesen sein, da oftmals Geburteneinträge in den Kirchenbüchern fehlen.
Für uns wichtig ist der Sohn Ulrich (Ulricus) Widmayer.Dieser  wurde am
28. Oktober 1584 in Kuppingen geboren und verstarb am 9. Januar 1627
ebenfalls in Kuppingen.
Er heiratete am 21.02.1610 in Kuppingen Margaretha Scherer (1590-1636). Sie hatten gemeinsam 8 Kinder. Wobei auch hier die Anzahl abweichen kann.
Wichtig ist hiervon Hans (Ulrichhanßen) auch Johannes genannt. Geboren wurde er am 7. Dezember 1625 in Kuppingen. Er heiratete am 1. Februar 1654 in Kuppingen  Anna Bihler (geb. 1634) aus Öschelbronn.  Beide lebten in Kuppingen und Oberjesingen, wo Hans am 13. Dezember 1683 verstarb.
Sie hatten nachweislich 6 Kinder. Von denen für uns Jacob Widmayer wichtig ist. Er wurde am 20.August 1656 in Kuppingen geboren.  Jacob war 4 Mal verheiratet und hatte von seinen Frauen 13 Kinder. Für uns wichtig ist nur seine 2. Ehefrau Anastasia Supper (1660 – 1691), die er am 28. Februar 1688 in Kuppingen heiratete. Mit ihr hatte er 3 Kinder. Jacob war Schultheiß in Oberjesingen und verstarb am 1. September 1719.
Von seinen vielen Kindern ist für uns wichtig Hans Ulrich Widmayer aus seiner Ehe mit Anastasia Supper.
Hans Ulrich wurde am 24.Dezember 1691 in Oberjesingen geboren. Seine Mutter verstarb nach seiner Geburt. Er heiratete am 16. November 1716 in Kuppingen Dorothea Haan. Über Dorothea ist nur aus der Heiratsurkunde der Name ihres Vaters und dessen Geburtsort bekannt.
Dorothea und Hans Ulrich hatten nachweislich nur einen Sohn (was aber nicht unbedingt stimmen muss). Hans Ulrich war Bürger und Bauer in Kuppingen, wo er auch am 24.08.1733 verstarb. Hier muss  angemerkt werden, dass die Widmayers ständig zwischen Kuppingen und Oberjesingen hin und hergezogen sind, was für diese Zeit nicht unüblich war. Wenn man ein Erbe im Nachbarort antreten konnte, zog man halt um. So kam es, dass die Kinder derselben Familie sowohl in Oberjesingen als auch in Kuppingen geboren wurden.
Der Sohn Hans (Johann) Ulrich Widmayer (Widmajer) wurde am 5. November 1722 in Kuppingen geboren. In den Dokumenten findet sich hier eine unterschiedliche Schreibweise, was in Zukunft noch öfter vorkommen soll.
Hans Ulrich war 4 Mal verheiratet und hatte mit seinen Frauen insgesamt 13 Kinder. Für uns ist nur seine 1. Ehefrau Margaretha Beck (1723-1759) aus Kuppingen wichtig. Er heiratete sie am 11. Mai 1744 in Kuppingen und hatte mit ihr 6 Kinder. Hans Ulrich starb am 15.10.1787 in Kuppingen.
Für uns von Bedeutung ist der Sohn Johann Georg Widmayer. Er wurde am 16. Juli 1752 in Oberjesingen, heute Herrenberg, Ortsteil Oberjesingen geboren (Folie 2).
Er war 2 Mal verheiratet und hatte 13 Kinder.
Bei den Kindern von Johann Georg Widmayer trennen sich der Zweig Daniel Widmayer (Wiedemeyer) und Georg Jacob Widmayer (Wiedemeyer).
Johann Georg Widmayer heiratete am 20.Juli 1779 in Oberjesingen Anna Maria Aichele (1757-1786) mit ihr hatte er 3 Kinder unter anderem Daniel Widmayer.
Am 18. Juli 1786 heiratete er ebenfalls in Oberjesingen Margaretha Koch (geb. 1759 in Kuppingen) eine Cousine von Anna Maria Aichele.
Durch die zwei Ehen von Johann Georg Widmayer mit Anna Maria Aichele und später mit Margaretha Koch wurden die Söhne Daniel und Georg Jakob Stiefbrüder geboren.
Mit Margaretha Koch hatte er 10 Kinder und unter anderem Georg Jacob.
Im Jahre 1804 wanderte Johann Georg mit Frau und 6 Kindern ins heutige Polen aus . Er folgte damit vielen seiner Landsleute, die bedingt durch die Realteilung sich im Lande nicht mehr ernähren konnten.
Johann Georg starb vor 1819 (das Datum ergibt sich aus der Heiratsurkunde eines seiner Kinder, in der er als verstorben geführt wird.) vermutlich also nicht bewiesen in Wlostowo in Polen.
Einer seiner Söhne, Georg Jakob, geb. noch in Oberjesingen am 16.09.1796 war zweimal verheiratet. Bereits in Polen heiratete er in erster Ehe am 23.11.1819 Margaretha, geb. Wiedemeyer und für die Fortschreibung unserer Familien aber wichtiger am 17.06.1832 Eva Rosine , geb. Wiedemeyer. Georg Jakob und Eva Rosine hatten uns bekannt mindestens sieben Kinder. „Ein Sohn“ war Friedrich Wiedemeyer, geb. am 27.3.1839 (hier geht es zu den Familien der Nachfahren von Siegmund und Friedrich Wiedemeyer). Der ältere Bruder von ihm war ----- Wilhelm I Wiedemeyer, geb. am 26.08.1835. Aus dieser Linie stammte dann Else, geb. Wiedemeyer, verheiratete Ege.
Eine von mir gesehene „direktere“ Verbindung um 1810 zwischen den Familien Zobel und Wiedemeyer kann ich nach erneuter Prüfung auch dokumentieren. Dorothea Wiedemeyer – jüngste Schwester von Eva Rosine und Margaretha, geb. 1817, heiratete 1838 Johann Herter. Deren Tochter Dorothea Christine Herter, geb. 1844, heiratete 1864 Jacob Zobel den UrUrgroßvater unserer Zobellinie. Jedoch besteht auch die Verbindung über die urgroßmütterliche Linie Ege.
Ich kehre zurück zu Georg Jakob Widmayer. Seine beiden Frauen, die Schwestern Margaretha und Eva Rosine hatten, mir bekannt, noch vier weitere Geschwister - Johann Christoph, Regina, Christina und Dorothea. Ihre Eltern waren der Ausgangspunkt einer von mir gefertigten Familientafel "Michael Wiedmeier und Christine Lindemann". Woher diese Familie stammt, konnte ich bisher noch nicht in Erfahrung bringen.

Alle genannten Daten stammen aus den Kirchenbüchern von 
Württemberg und aus dem Landesarchiv Stuttgart.
Sie sind also gesicherte Informationen. 

Vom Zeitpunkt der Auswanderung  änderte sich der Name in Wiedemeyer. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass die  Pfarrer  einfach geschrieben haben, was sie hörten. Bei Auswanderungen ein nicht unüblicher Vorgang.
Das Leben rund um Kuppingen und Oberjesingen, welches Johann Georg mit seiner Familie im Jahre 1804 hinter sich ließ, war geprägt von Armut in Folge der sogenannten Realteilung. Unter Realteilung versteht man das Realerbteilungsrecht, das bedeutet, dass der Besitz einer Familie besonders der Landbesitz (früher als Realitäten bezeichnet) unter allen Erbberechtigten gleich aufgeteilt wird. Wenn man die Anzahl der Kinder betrachtet, kann man sich vorstellen, dass irgendwann fast nichts mehr zum Aufteilen übrig blieb. So wurden unter anderem die Äcker zu klein, um die Familien zu ernähren. Die Bauern waren gezwungen einem Nebenerwerb nachzugehen oder wie Johann Georg das Land zu verlassen und das Glück in der Fremde zu suchen.
Heute finden wir Widmayer, Widmaier oder Wiedemeyer Nachkommen immer noch im Polen. Viele sind auch nach Kanada und die USA ausgewandert. Es finden sich auch im Raum Herrenberg sehr viele Träger dieses Namens. Es ist mir aber noch nicht gelungen, dort echte Nachfahren von Hans und Afra zu finden, da man keine Auskünfte über noch lebende Personen bekommen kann.



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